Revolution in der Box


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Kalle Hommelsheim

Jülich - Barmen
*1967 in Jülich

Liquid ( Revolution ) Box 1998
Betonkubus, Wasserflasche, Foto
17 x 13 x 8 cm

Liquid ( Revolution ) Box

LIQUID ( REVOLUTION ) BOX

Die Arbeit basiert auf der Werkgruppe der "Liquid Boxes", bei der einbetonierte, mit Wasser gefüllte Glasflaschen als Verzerrungsmechanik für angelerntes Sehverhalten dienen. Durch diese Manipulation der Sehgewohnheiten ist es möglich, selbst banale und alltägliche Situationen zu hinterfragen und auf ihre Allgemeingültigkeit hin zu überprüfen oder in Frage zu stellen.

Das vorliegende Objekt "Liquid (revolution) Box" läßt einen Einblick durch ein zerbrochenes Fenster zu. Dahinter erkennt man eine Raumsituation gleich einer verlassenen Bühne, bedeckt mit Schutt und Trümmern. Nicht die Zerstörung steht im Vordergrund, sondern die Leere. Diese Leere verkörpert für mich als Synonym das Scheitern der Revolution von 1848/49. Die mit dieser Revolution verbundenen politischen und gesellschaftlichen Visionen und Forderungen, die durch das Scheitern nicht umgesetzt und realisiert werden konnten, haben im bürgerlichen / gesellschaftlichen Bewußtsein der damaligen Zeit eine vergleichbare Leere, ein Vakuum hinterlassen.

Die Protagonisten der Revolution wie Hecker haben die Bühne verlassen und mit ihnen ihre Vorstellungen und Gedanken. Zurück bleibt Ödnis und Leere. Wenn wir aus unserer heutigen Gegenwart den Blick in die Vergangenheit eines solchen historischen Ereignisses schweifen lassen, so tun wir dies bei der Arbeit "Liquid (revolution) Box" als eine Art voyeuristische Zeitreisende. Hier wirkt die Arbeit wie die Kristallkugel der Hellseherin, durch die der Blick auf Zukunft und Vergangenheit ähnlich verschwommen und verzerrt erscheint. Und gerade diese unpräzise, vage Sicht ist der Garant dafür, daß dem Betrachter der Platz eingeräumt wird für die Entwicklung seiner eigenen, subjektiven Vorstellung und für seine persönliche Bewußtseinsbildung.

Kalle Hommelsheim